Dr Stiär uf em Ürnerboodä

Instagram SB St Gotthard Sud 2 D35F5F 181204Unser Bierprojekt «Auf dem Weg zum / st. gottHARD» geht in die zweite Runde.

Zur Erinnerung: Du trinkst den neuen Testsud zur Probe und teilst uns deine Meinung/Eindrücke mit. Ist das Bier zu bitter? Zu wenig bitter? Zu schwach? Zu stark?…

Diese Rückmeldungen nehmen wir wieder auf und verwerten sie im nächsten Probebier. So erarbeiten wir gemeinsam zusammen unser neues Stammbier, das Stiär Biär /St. Gotthard.

Bei diesem Testbier handelt es sich wiederum um ein vollmundiges Märzenbier mit angenehmen Karamellnoten. Bei gleich bleibender Bittere, fällt das Hopfenaroma intensiver aus als beim ersten Sud.

Diesem Sud haben wir die Sage «Dr Stiär uf em Ürnerboodä» zugewiesen. Lass dich überraschen, das Ende wurde bisher so noch nie erzählt.

Wenn du die Sage nicht lesen möchtest, klicke HIER  und du wirst auf Facebook von Stiär Biär geleitet, wo du die von Sigi Arnold gesprochen Tonspurt findest.

Fir d Ãœrner:

Äs hed ä Zyt ggä, da hent d Ürner und d Glarner wäg dr Gränzä immer wiider Chritz gha midänand, und si hend änand zläid gwärchet, wo si nur hent chennä.

Dä Herrä z Altdorf und z Glarus het das de da nimmä gfallä, und si sind drum zäämächo und hent Folgendes üsgmacht: Bi dr Tag- und Nachtglyychi sell vu Altdorf und vu Glarus üs ä Läiffer loosgaa, und det wo si änand begägnet, sell de d Gränzä syy. Äs meeg üüsächo, äsoo oder äsoo. Start fir diä Läiffer sell dr eerscht Haanäschräi syy.

So hent si s de beschlossä, und jeedi Partyy isch dra ggangä, ä Giggel z süächä, wo de megglichscht friä am Morged tääg chräijä.

D Ürner hent de da uf nä Raat vum änä aaltä Miätterli ä gottserbäärmlich maagerä Giggel üsgsüächt, hent nä in äs ängs Cherpli ygsperrt und em nur ganz weenig z frässä und z süüffä ggä, i dr Hoffnig, dr Hunger und dr Turscht tääget nä de plaagä und er vertwachi de soo umso friäner.

D Glarner irersyts sind grad konträär voorggangä. Si hent dr fäissischti Giggel gnu und hent nä mit dä beschtä Choorä gmeschtet, i dr Mäinig, wenn äs iim wool syg, tääg är de stolz und hoffäärtig scho i aller Herrgottsfriähi dr Morged begriässä.

Aber d Ürner syget de diä Schleewärä gsy. A dem bestimmtä Tag hed irä Giggel scho gchräijet, vor as äs richtig afa taagä het. Aber dummerwiis hed irä Läiffer üssgrächnet em Aabig drvoor ä zimlichi Chilbi gha und hed etz eifach nit us dä Fääderä meegä.

Zur Glyychä Zyyt hent si z Glarus äänä immer nu drüf gwaartet, dass sich dr vollgfrässnig Giggel äntlichä rodi. Aber eerscht wo d Sunnä scho tiäf i d Tääler innä gschuunä het, isch de äü der Glarner Guuli vertwached und hed äs miäds Gyggeri-Ggyy gchräijet.

Irä Läiffer hent si de da meini nit miässä weckä. Är isch loos wiän äs Gämschi, uber Stock und Stäi durüf, em Chläüsäpass züä.

I dr Zwischäzyt hent si de z Altdorf äänä dr Läiffer äntlichä megä gweckä und är isch äü loos, em Chläüsä züä. Hei het der glittä!

Won är d Passheechi erräicht het, isch vum Glarner wyyd unt feer nu nyt

z gsee gsy. Är het sich scho gwunderet, isch naa aber wyyter, ds Loch ab, uberä Boodä innä und eerscht won är de a ds Ändi vu derä grossä Alp cho isch, hed är dr Glarner Läiffer ännet em Bächli wiä agwurzletä gsee staa.

Hiänachet, uf dr Syttä vum Ürner, isch nämlich ä grossä schwarzä Stiär gstandä und het dr Glarner eifach nit duuräglaa.

Und soo isch das Bächli, ds Stiäräboodä-Bächli, zum Gränzbächli woordä, und

d Ürner sind uf diä Art zu derä scheenä Alp «Ürnerboodä» cho.

Für alle Nicht-Ürner:

Es hat eine Zeit gegeben, da haben die Ürner und Glarner der Grenze wegen immer wieder Streit miteinander gehabt, und sie haben einander Schaden zugefügt, wo sie nur konnten.

Den Herren in Altdorf und in Glarus hat dies nicht mehr gefallen, und sie sind darum zusammengekommen und haben Folgendes ausgemacht.: Bei Tag- und Nachtgleichheit soll von Altdorf und von Glarus aus ein Läufer losgehen, und dort, wo sie einander begegnen, soll dann die Grenze sein. Es möge herauskommen so oder so. Start für die Läufer soll der erste Hahnenschrei sein.

So haben sie es beschlossen, und jede Partei ist darangegangen, einen Hahn zu suchen, der dann möglichst früh am Morgen krähen würde. Die Ürner haben, auf Rat eines alten Mütterleins, einen überaus erbärmlich mageren Hahn ausgesucht, haben ihn in einem engen Körbchen eingesperrt und ihm nur ganz wenig zu fressen und zu saufen gegeben, in der Hoffnung, der Hunger und der Durst würden ihn plagen und er erwache dann so umso früher.

Die Glarner ihrerseits sind gerade konträr vorgegangen. Sie haben den fettesten Hahn genommen, den sie gefunden haben, und haben ihn mit den besten Körnern gemästet, in der Meinung, wenn es ihm wohl sei, würde er stolz und hoffärtig schon in aller Herrgottsfrühe den Morgen begrüssen.

Aber die Ürner seien die Schlaueren gewesen. An diesem bestimmten Tag hat ihr Hahn schon gekräht, bevor es richtig zu tagen angefangen hat. Aber dummerweise hat ihr Läufer am Abend davor eine ziemliche Party gefeiert und kam deswegen nicht aus dem Bett.

Zur gleichen Zeit haben sie in Glarus immer noch darauf gewartet, dass sich der vollgefressene Hahn endlich bewegt. Erst als die Sonne schon tief in die Täler hineingeschienen hat, ist auch der Glarner Hahn endlich erwacht und hat ein müdes «Gyggeri-Ggyy» gekräht.

Ihren Läufer mussten sie dann nicht wecken. Er ging los wie eine Gämse, über Stock und Stein dem Klausenpass zu.

In der Zwischenzeit konnten sie in Altdorf endlich auch ihren Läufer wecken und auch er ging los, dem Klausen entgegen. Hei, was hat der gelitten!

Als er die Passhöhe erreicht hat, ist vom Glarner noch weit und breit nichts zu sehen gewesen. Er wunderte sich, ging aber weiter, den Hang hinab, über den Boden hinweg und erst als er an das Ende dieser grossen Alp gekommen ist, hat er den Glarner Läufer auf der anderen Seite des Bächleins wie angewurzelt stehen sehen. Auf der Seite des Ürners ist ein grosser schwarzer Stier gestanden und hat den Glarner einfach nicht durchgelassen.

Und so ist das Bächlein, das Stierenboden Bächlein, zum Grenzbächlein geworden, und die Ürner sind auf diese Art zu dieser schönen Alp «Ürnerboodä» gekommen.

Texte in Anlehnung an:

Walter Sigi Arnold, Urner Sagen, Buch mit CD,

Quadrat Verlag, Altdorf/UR, www.urnersagen.ch